Dr. Herbert Schiller: Entzündungs- und Heilungsvorgänge verstehen

Giftige Partikel, Infektionen, chronische Entzündungsreaktionen und Krebserkrankungen bedrohen die Atemwege. Dr. Herbert Schiller und sein Team wollen wissen, wie unser Lungengewebe nach erfolgter Schädigung heilt und wie sich Krebsmetastasen in der Lunge entwickeln. Das große Ziel: neue Ansätze für die Behandlung finden.

Fehlerhafte Reparaturmechanismen können bei vielen chronischen Krankheiten zur Vernarbung (Fibrose) und dadurch zu Beeinträchtigungen der Funktion verschiedener Organe führen. „Fibrotische Erkrankungen wie die Lungenfibrose, Leberfibrose, oder Arteriosklerose sind direkt oder indirekt an mindestens 40 Prozent aller Todesfälle beteiligt. Ähnliche molekulare Prozesse wie in der Entstehung der Fibrose scheinen interessanterweise auch für die Bildung von Krebsmetastasen wichtig zu sein“, erläutert Dr. Herbert Schiller. Er leitet die neue Nachwuchsgruppe „Systemmedizin chronischer Lungenkrankheiten“ am Comprehensive Pneumology Center (CPC) des Helmholtz Zentrums München und am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL). 

„Entzündungs- und Heilungsprozesse verstehen“ 


Schiller erklärt: „Da es zurzeit kaum kausale Therapien gegen die Fibrose gibt, wollen wir verstehen, wie Entzündungs- und Heilungsprozesse in verschiedenen Organen ablaufen.“ Mit seiner Nachwuchsgruppe erforscht er das komplexe Zusammenspiel molekularer Systeme und spezialisierter Zelltypen mit modernsten analytischen Methoden. Er plant, „molekulare Fingerabdrücke“ mit biologischen Prozessen wie der Regeneration von Geweben oder der Metastasierung von Krebs in Zusammenhang zu bringen. „Am CPC ist es möglich, unseren translationalen Forschungsansatz sowohl an verschiedenen Tiermodellen als auch über Proben von Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten weiter zu entwickeln und in das Gesamtkonzept des DZL einzubetten“ Schillers Ziel: Molekulare Schalter zu identifizieren, die den Krankheitsverlauf fibrotischer Erkrankungen potentiell entscheidend beeinflussen können. „Wir wollen unsere Vermutungen überprüfen und dadurch neue Ansätze für die Behandlung von Patienten entwickeln“, erklärt Schiller.   

Sternstunden der Wissenschaft 


Mit zellbiologischen Aspekten befasste sich Schiller bereits als Postdoc bei Prof. Dr. Reinhard Fässler am Martinsrieder Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB): „Es war mir in dieser Zeit möglich, grundsätzliche Fragestellungen zur Rolle von mechanischen Kräften auf Zellen und der Funktion von Integrin-Rezeptoren mechanistisch zu untersuchen. Mit neuesten Methoden der Massenspektrometrie konnte ich dabei auch erstmals dynamische Veränderungen in Zelladhäsionskontakten systembiologisch charakterisieren.“ Besonders hatte es ihm das damals noch recht neue Feld der Proteomik angetan. Schiller forschte weitere drei Jahre in der Abteilung von Prof. Dr. Matthias Mann am MPIB, einem der weltweit meistzitierten Wissenschaftler und  Proteomik-Pionier. „Das exzellente Umfeld am MPIB ermöglichte es mir, ein interdisziplinäres Forschungsprofil aufzubauen." Dazu gehörten auch Projekte mit Prof. Dr. Oliver Eickelberg, dem Direktor des CPC, wo Herbert Schiller nun seine unabhängige Nachwuchsgruppe leitet.