Neues aus der Wissenschaft

BPD (Bronchopulmonale Dysplasie) bei Frühgeborenen Drei Proteine könnten bereits kurz nach der Geburt auf die spätere Entwicklung einer Bronchopulmonalen Dysplasie hinweisen. Das berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und des Dr. von Haunerschen Kinderspitals im ‚American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine‘.

 

Die Lunge ist eines der Organe, die sich bei Babys am spätesten entwickeln. Frühgeborene müssen deswegen beatmet werden. Die künstliche Sauerstoffzufuhr aber begünstigt die Entstehung von BPD. Könnte man diese chronische Lungenerkrankung aber früher und sicher diagnostizieren, könnten die kleinen Patienten zielgerichteter behandelt werden.

Ein Team um Privat-Dozentin Dr. Anne Hilgendorff, Gruppenleiterin am Comprehensive Pneumology Center und am Institut für Lungenbiologie (ILBD) des Helmholtz Zentrums München, Partner im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) hat nun ein Verfahren gefunden, mit dem erstmals eine frühe und sichere Diagnose der BPD möglich erscheint. 

Bisher können Ärzte die BPD nicht sicher und nicht rechtzeitig genug erkennen, um bereits nach der Geburt wichtigen Therapien einzuleiten – die Kinder werden bisher nur gemäß ihrem möglichen Risiko aufmerksam begleitet. Vor kurzem aber hat das Team um Hilgendorff in der ersten Lebenswoche gewonnene Blutplasmaproben von 35 Frühgeborenen analysiert. In den Proben fahndeten sie nach Veränderungen aller erkennbaren Proteine und wiederholten die Untersuchung am 28. Lebenstag. Zur Analyse der Daten entwickelten die Wissenschaftler ein statistisches Model, mit dem sich bestimmen lässt, welche Proteine bereits direkt nach der Geburt eine drohende BPD verraten. 

Resultat: Genau drei Eiweiße sind in der Analyse auffällig geworden, „und zwar tatsächlich Proteine, die im Verdacht stehen, zur Krankheitsentstehung beizutragen“, erklärt Hilgendorff. Sie gehören zu den Systemen, die den Umbau der Lungenbläschen, den Stand der Gefäßentwicklung und die Entzündungsreaktion anzeigen. Die Forscher wollen die Ergebnisse jetzt in weiteren Studien bestätigen. Sollten sich die Ergebnisse erhärten, könnte ein simpler Test entwickelt werden, der ausschließlich die drei „Marker-Proteine“ analysiert und nicht, wie im aufwändigen Prozedere, alle 1129 Eiweiße. 

Dr. Kai Martin Förster vom Perinatalzentrum am LMU-Klinikum erläutert: „Wenn dieses Verfahren alle Hürden nähme, würde die Frühdiagnose die Therapie der kleinen Patienten erheblich erleichtern und den Erfolg möglicher Behandlung begünstigen.“ 

Als Therapieoptionen zur Verfügung stehen Kortison, das dann womöglich effektiver eingesetzt werden kann, Vitamin A sowie unterstützende Maßnahmen wie die Optimierung der Flüssigkeitszufuhr und der Beatmungssituation. Aber auch Studien zu neuen Behandlungen werden möglich, falls die Proteine eine Risikozuordnung direkt nach der Geburt ermöglichen.