Lungenkrebs führt Krebsstatistik an

Der aktuelle Welt-Krebs-Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erschienen am 4. Februar 2014, zeigt erneut wie bedeutsam Lungen- und Atemwegserkrankungen sind. 1,6 Millionen Menschen starben im Jahr 2012 an Lungenkrebs. Damit führt der Lungenkrebs die traurige Liste der Krebstoten an erster Stelle an. Zudem ist Lungenkrebs mit 1,8 Millionen Neuerkrankungen die verbreitetste Krebsform weltweit.


„Für uns sind dies keine überraschenden Zahlen. Die dramatische Bedeutung von Lungen- und Atemwegserkrankungen, insbesondere die Sterblichkeit an Lungenkrebs ist uns seit Jahren bewusst“, kommentiert Professor Oliver Eickelberg, Vorstand der Stiftung AtemWeg und Leiter des Comprehensive Pneumology Centers, eines der europaweit führenden Lungenforschungszentren.
 
„Wir wissen seit langem um die Bedeutung von Lungenerkrankungen für unsere Gesellschaft und den fatalen Trend. Leider haben Lungenkranke noch keine so große Lobby, daher ist hier große Aufklärungsarbeit zu leisten. Zusätzlich gibt es wenige effektive Therapien, weshalb wir auf diesem Gebiet intensiv forschen.“, erklärt Eickelberg weiter.

Lungenforscher öffnen Tür zu neuen Behandlungen bei Lungenkrankheiten


Kontinuierlich erzielt das Lungenforschungszentrum, CPC, welches durch die AtemWeg – Stiftung zur Erforschung von Lungenkrankheiten unterstützt wird, Erfolge. Erst kürzlich konnten Wissenschaftler erstmals zeigen, dass ein Wachstumshormon (Transforming growth factor beta 1) eine wichtige Rolle bei der Regeneration der Bronchialbarriere nach Schädigung durch Zigarettenrauch spielt. Zigarettenrauch ist eine der Hauptursachen für Lungenkrebs. TGF-ß1 war bisher vor allem für seine Rolle bei der Entwicklung der Lunge und für den Beitrag zu verschiedenen Lungenerkrankungen im Erwachsenenalter bekannt. Die nun gewonnene Erkenntnis ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Entwicklung von Medikamenten für Lungenerkrankungen. 

Luftschadstoffe, wie z. B. Zigarettenrauch, schädigen die oberflächlichen Epithelzellen der Lunge, die die natürliche Barriere für Schadstoffe darstellen. Dadurch haben krankheitserregende Stoffe einen leichten Zutritt in den Körper und rufen Entzündungen und chronische Erkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) hervor.

Dem Wachstumsfaktors TGF-ß1 schrieb man bisher eher einen krankheitsfördernden Einfluss zu. „Wir konnten erstmals zeigen, dass TGF-ß1 in der frühen Phase nach Zellschädigung durch Zigarettenrauch einen positiven Einfluss auf die Aufrechterhaltung der epithelialen Lungenbarriere hat“, sagt Dr. Silke Meiners, Arbeitsgruppenleiterin am CPC und Co-Autorin der Publikation.

TGF-ß1 kann durch diese natürliche Schutzfunktion Lungenerkrankungen zwar nicht verhindern. Die Hoffnung besteht aber darin, zu versuchen, diesen Schutzmechanismus auch bei fortgeschrittener Krankheit zu reaktivieren. „Auf diesem Weg eröffnet sich uns ein neuer Therapieansatz für beispielsweise COPD“, erklärt Dr. Ali Önder Yildirim, Arbeitsgruppenleiter am CPC und Co-Autor der Publikation. „Die Erkenntnisse sind ein weiterer Schritt bei der Entwicklung von wirkungsvollen Behandlungsmethoden für Patienten mit Lungenerkrankungen“.